Brawdys Stimme entfaltet sich rau und verletzlich, wie ein in Helldunkel gekritzeltes Logbuch, unterstützt von üppigen, fast filmischen Arrangements. Kein heldenhafter Ritt, sondern ein inneres Wandern, bei dem der Mann sich schließlich ohne Rüstung betrachtet. In dieser langsamen Verbrennung hören wir den Wunsch, uns von den Macho-Fesseln des Genres zu befreien, um ihm andere Nuancen zu bieten – lustig, intim, manchmal selbstironisch. Wo Line Dancing allein wurde entwickelt, um Staub von der Tanzfläche zu heben, Schüchterner Kerl Zieht lieber ein Grinsen oder eine überraschte Augenbraue hoch. Jede Zeile greift in Länderstereotype ein und nimmt sie gleichzeitig seitwärts an. Zärtlichkeit schließt Bosheit nicht aus: Brawdy schreibt wie ein Regisseur, zwischen entwaffnenden Pointen und Kamerafahrten auf Innenlandschaften, in denen der Cowboy schließlich feststellt, dass er fehlbar ist.
Hinter Leo Brawdy steht François Domain, Architekt eines Hybridprojekts, bei dem künstliche Intelligenz Strukturen aufbaut und Menschen zur Feder greifen, um Fleisch und Geist zu injizieren. Das Ergebnis ist keineswegs eine Spielerei, sondern zeichnet einen neuen Weg: den einer Americana, die es wagt, sich über sich selbst lustig zu machen, die weiß, wie sie über ihre einsamen Cowboys lachen kann, um sie besser neu zu erfinden. Schüchterner Kerl ist ein Augenzwinkern nach Nashville und Hollywood, eine Einladung zu sehen, dass der Wilde Westen immer noch überraschen kann – vor allem, wenn der Cowboy, anstatt geradeaus zu gehen, die Gabel wählt.

