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Bibi Johns - Papa Tanzt Mambo


Bibi Johns hat Anfang des Jahres ihr 90. Lebensjahr vollendet. Gefeiert hat sie allerdings am Tag davor ihren letzten Tag als 89-Jährige. Dazu hatte sie viele Bekannte und Freunde mitsamt ihrer Tiere auf den Gnadenhof Gut Aiderbichl eingeladen und mit gesanglicher Unterstützung von Michael Schanze ein „schönes Familienfest" gefeiert. Von einigen Dingen, die ihr Jahrzehnte lang wichtig waren, hat sich die rüstige Schwedin inzwischen verabschiedet. So singt sie seit etwa fünf Jahren nicht mehr. 

„Auch zu Hause nicht. Ich habe es aufgegeben. Meine Stimme macht nicht mehr, was ich will", gestand Johns kürzlich in der TV-Talkshow „3 nach 9". Ihr letztes Werk war 2014 ein Album mit schwedischen Volksliedern. Auch die Malerei, mit der sie sich seit Ende der 70er-Jahre einen Namen gemacht hat, hat sie aufgegeben. Nach einem Kurs bei dem berühmten Oskar Kokoschka 1981 und Kunststudien in München hatte sie sich lange der „realistischen, aber surrealen Malerei" zugewandt und eine ganze Reihe beachtenswerter Offset-Lithografien geschaffen. Ihre oft hintersinnigen Arbeiten wurden zwar ausgestellt, sind aber unverkäuflich.

 Dass sie nun nicht mehr so viel zu tun hat, beunruhigt die Sängerin nicht. „Ich kann wunderbar in den Tag hineinleben. Ich fühle mich frei und neugierig, was für Überraschungen der nächste Tag mir bringt", beschreibt Johns Anfang 2019 in einem dpa-Interview. Das Einzige, was sie vermisse, sei die fantastische Teamarbeit mit guten Musikern. Ansonsten hänge sie nicht an der Vergangenheit. „Ich bin keine Rampensau. Alles hat seine Zeit. Wenn etwas vorbei ist, ist das hinter mir und ich fange etwas Neues an."

Die mehrsprachige Johns blickt auf eine Karriere zurück, die in Schweden begann, dann nach Deutschland und in die USA und wieder zurück in ihre Heimat führte, bevor sie sich 1964 im bayerischen Pullach niederließ. Vom Jazz der Anfangsjahre kam die Nachwuchskünstlerin Anfang der 50er-Jahre zum deutschen Schlager, der sie hierzulande zu einem Star werden ließ. Immer ist Johns aber auch mit großen Rundfunk-Tanzorchestern in Köln, Stuttgart oder Baden-Baden aufgetreten und konnte dort ihr weit über den Schlager hinausreichendes Talent zeigen. 

„Ich bin dankbar, dass ich bei deutschen Rundfunksendern singen durfte, was ich wollte", schwärmt sie in der SWR1-Sendung „Leute". Leider werde sie bis heute oft nur als Schlagersängerin gesehen, obwohl sie in vielen musikalischen Genres überzeugt hat, als Entertainerin und Moderatorin erfolgreich war und in Schweden auch Bühnenshows produziert hat. Sie selbst sei nicht mit allem zufrieden gewesen, was sie früher gemacht hat. Heute könne sie jedoch dazu stehen und bereue nichts. Für den aktuellen deutschen Schlager hat Johns Lob und Kritik parat. „Er ist professioneller gemacht, und es gibt bessere Texte. 

Aber irgendwie klingt alles gleich." Von Helene Fischer hält sie sehr viel. „Sie hat eine gute Ausstrahlung!" Kritisch sieht sie den Eurovision Song Contest. „Das ist kein Song-Contest mehr. Das ist Zirkus. Beim letzten Mal habe ich mir das nicht mehr angesehen", erklärte sie bei „Leute". Sie wünsche sich mehr musikalische Ehrlichkeit, weniger Show. „Aber dazu hat man heute nicht mehr den Mut." Trotzdem sei ihr die Musik bis heute das Wichtigste im Leben geblieben. „Egal, ob Pop, Jazz oder Klassik, ich unterscheide nur zwischen guter und schlechter Musik." Damit Talente gefördert werden können, fließt ihr gesamtes Vermögen nach ihrem Tod in eine Stiftung, die junge Klassik- und Jazz-Musiker unterstützen soll.